»Ich liebe es, zu tüfteln, bis das Ergebnis stimmt.«

Die KODIS-Mitarbeiterin Meng Jin erzählt von ihrem Weg in die Forschung

© Martin Albermann

Maschinen, die vorher wissen, wie sie Materialfehler vermeiden, verdanken dies »Kognitiven Dienstleistungen«, also Algorithmen, die vorausschauend Handlungen empfehlen. Diese wiederum verdanken ihr »Können« Menschen wie Meng Jin, die am KODIS einen Kosmos an Daten sammeln und zielgerichtet auswerten.

Frau Jin, als Softwareentwicklerin und Expertin für »Kognitive Dienstleistungen« spielen Logik und Technik entscheidende Rollen in Ihrem Leben. Wann fing das an? Hatten Sie als Kind schon Interesse an logischen Prozessen – und wie sind sie überhaupt in Deutschland gelandet?

Mir fiel tatsächlich das Engineering, wie ich es nenne, immer leichter als das Einprägen von Fakten. In der Schule mochte ich zum Beispiel viel lieber Fächer wie Mathematik. Ich fand es spannender, Probleme logisch zu lösen, anstatt Pflanzenarten oder Geschichtsdaten auswendig zu lernen. Informatik, Software, Engineering, die Themen reizten mich schon vor meinem Studium. Mir fällt ein Schlüsselerlebnis ein, das sogar noch weiter zurückliegt. An der Schule gab es einen Kurs, den ich besuchte, in dem der Leiter eine Art Nerd war: Er hatte zu wissenschaftlichen Zwecken einen Schulcomputer gehackt. Der analysierte Prozess dahinter war wie Zauberei. Da war mein Schritt zum Informatikstudium nur ein logischer (lacht).

© Martin Albermann
Meng Jin hat in Stuttgart Softwaretechnik studiert und verstärkt seit ihrem Masterabschluss im Jahr 2019 das Team am Fraunhofer IAO als Wissenschaftliche Mitarbeiterin. In ihrer Position im Team »Cognitive Distribution Systems« konzentriert sie sich auf die Forschungsschwerpunkte Datenanalyse, Computer Vision, KI-Absicherung sowie Internet of Things (IoT).

Inhaltlich logisch, ja. Aber räumlich? Wie kamen Sie denn schließlich von China nach Deutschland? Genauer: Wer oder was gab den Ausschlag für diesen großen Sprung?

Ich war noch nie im Westen. Und ich war schon immer fasziniert von dem Land, aus dem die beeindruckenden Autos kommen. An der chinesischen Uni hatte ich das Glück, auf einen Professor zu treffen, der gute Beziehungen zu Austauschprogrammen mit deutschen Unis hatte. Nach meinem Bachelor konnte ich wechseln, tatsächlich nach Stuttgart, in die Stadt mit der faszinierenden Autoindustrie, um an der Uni den Master of Science zu machen. Zuallererst schaute ich mir dort sämtliche Auto- und Technologiemuseen an. Und als ich einen Hiwi-Job suchte, entdeckte ich das Fraunhofer IAO, wo ich dann anfing zu arbeiten.  2019 ging es für mich zu KODIS nach Heilbronn, um hier in Vollzeit zu forschen.

Gleich zu Beginn hatten Sie dabei mit Autos zu tun: im Projekt des Fraunhofer IAO mit Audi und der Technischen Universität München (TUM), der »Automotive Initiative 2025 (AI25) - mit dem Ziel, ein Kompetenznetzwerk für digitale Fabriktransformation und -innovation aufzubauen. Wie kam das an?

Sehr gut. Die digitalen Lösungen für Fabriken der Zukunft sollten wir für den späteren Serieneinsatz in der Fahrzeugfertigung und Logistik entwickeln. Ich habe stark profitiert, Mitarbeitende von Audi und der TUM kennengelernt und mein Fachwissen und deutsche Sprachkenntnisse vertieft. Im Projekt habe ich mich mit dem sicheren Einsatz von KI beschäftigt. Dabei ging es zum Beispiel um die Frage, warum die Bilderkennung im Qualitätswesen manchmal fehlerhafte Ergebnisse liefert. Solche Fehler können viele Gründe haben – vom Lichteinfall bis zum Bildausschnitt. Das Interessante an der Bilderkennung ist ja die KI, die wir ständig optimieren können. Ein riesiger Kosmos aus analysierten Daten, der am Ende ein intelligentes System ergibt - und konkret eingesetzt wird. Ich liebe den Prozess, so lange zu tüfteln, bis das Ergebnis stimmt: Das ist dann wie ein kleines Wunder. Wie damals mit dem gehackten Schulcomputer.

Projekt

AI25

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Messung des Parkdrucks durch automatische Analyse von Satelliten- und Luftbildern

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